7. Januar 2025 Armin Hoyer

Winterliche Entdeckungsreise | Elektrischer Ford Explorer im Test

Der neue rein elektrisch angetriebene Ford Explorer in Fieberbrunn.

Fieberbrunn | Tirol – Mit dem Ford Explorer bringt die deutsche Tochter des US-amerikanischen Fahrzeugherstellers das zweite rein elektrisch angetriebene Fahrzeug des Konzerns auf den Markt. Im tief verschneiten Tirol konnte der Mittelklasse-SUV bei Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt seine Winterqualitäten unter Beweis stellen …

Der rein elektrisch angetriebene Ford Explorer wird im „Electric Vehicle Center“ hergestellt, einem klimaneutralen Montagewerk des US-amerikanischen Herstellers im deutschen Köln. Er folgt auf die sechste Generation des konventionell angetriebenen Explorer, der in Europa nicht mehr angeboten wird. Das bullige Design des neuen Stromers erinnert ein wenig an seine Vorgänger, wenngleich er mit einer Länge von viereinhalb Metern um einen halben Meter kürzer und damit deutlich alltagstauglicher ausgefallen ist.

Die markante Front ohne Kühlergrill verleiht dem Ford Explorer einen eigenständigen Look. Auch die sonstigen klaren und kraftvollen Linien wirken modern und passen gut zu dem Abenteurer. Von außen ist ihm nicht anzusehen, dass er sich die technische Basis mit dem VW ID.4 teilt. Ford Austria stellte mir das Basismodell des Ford Explorer Extended Range (77 kW Netto-Batteriekapazität) mit Hinterradantrieb (RWD) in der Farbe Arctic Blue für diesen Test zur Verfügung.

HINTERRADANTRIEB BREMST DIE WINTERLICHE ABENTEUERLUST

Ganz dem Abenteuerruf folgend, begab ich mich mit dem Ford Explorer auf eine winterliche Entdeckungsreise. Bei Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt und vereisten Straßen kam der Hinterradantrieb des E-Explorer relativ schnell an seine Grenzen. Am Weg hinauf zur Lärchfilzhochalm in Fieberbrunn gab es an einer steilen Stelle aufgrund durchdrehender Hinterräder kein Weiterkommen mehr. Auch das Deaktivieren der Traktionskontrolle änderte nichts daran und so musste ich mein Vorhaben aufgeben und umkehren. Ähnlich eisige Straßenverhältnisse stellten für den allradgetriebenen Ford Mustang Mach-E bei einem früheren Test keinerlei Schwierigkeiten dar (Video am Ende des Beitrags). Um ein Ausbrechen des Hecks zu vermeiden, sollte man bei winterlichen Fahrverhältnissen auf Schneefahrbahn das Fahrpedal des Ford Explorer RWD äußerst behutsam betätigen.

Die Leistung des getesteten Fahrzeugs ist mit 210 kW (286 PS) und einem maximalen Drehmoment von 545 Nm für ein flottes Vorankommen vollkommen ausreichend. In 6,4 Sekunden erreicht der 2,1 Tonner aus dem Stand die 100 km/h-Marke. Bei 180 km/h ist die Höchstgeschwindigkeit erreicht.

GELUNGENER INNENRAUM MIT INNOVATIVEN LÖSUNGEN

Die mit einer Kombination aus Stoff und Kunstleder bezogenen Sitze sind auch auf längeren Strecken komfortabel – bereits in der Basisversion ist der Fahrersitz elektrisch verstellbar und mit Memory-Funktion ausgestattet. Weiters bietet er eine einstellbare Lordosenstütze und Massagefunktion.

Im zweifarbig gestalteten Innenraum fühlte ich mich von Beginn an wohl. Das Design ist modern ohne dabei übertrieben futuristisch zu wirken. Ein Highlight ist das schlichte Armaturenbrett, das optisch nahtlos in die Türenverkleidungen übergeht. Die Soundbar des Audiosystems scheint darüber zu schweben. Die stimmige Ambientebeleuchtung ist der Ausstattung „Premium“ vorbehalten. Zentrales Element ist ein hochkant angebrachter 14,6-Zoll-Touchscreen, über den nahezu alle Funktionen abgerufen werden können. Am unteren Rand befinden sich einige Tasten zur direkten Steuerung der Klimatisierung.

Das große Display ist in der Neigung stufenlos verstellbar. Durch Verschieben nach vorne wird ein ansonsten verborgenes Fach freigegeben, das bei abgestellten Fahrzeug verschlossen ist und sich daher sehr gut zur Aufbewahrung von Wertsachen eignet. Zwei USB-C-Anschlüsse erhöhen zusätzlich den Nutzwert. Ein kleines 5,3-Zoll-Display, das als volldigitales Kombi-Instrument dient, informiert über die wichtigsten Fahrdaten. Hier lässt erstmals der VW ID.4 grüßen. Weitere Gemeinsamkeiten im Innenraum sind die identen Beleuchtungs- und Lenkstockschalter sowie die Bedieneinheiten des Lenkrads und der Fensterheber. Die Beleuchtungsschalter sind aufgrund der verdeckten Platzierung nur schwer einsehbar. Das mit Kunstleder bezogene Lenkrad ist beheizbar, es dauert jedoch nach dem Aktivieren gut fünf Minuten, bis es sich angenehm warm anfühlt.

Der Ford Explorer bietet in der Mittelkonsole ein sehr flexibles Ablagesystem. Im vorderen Fach befindet sich eine induktive Ladestation für Smartphones. Der daran anschließende, verstellbare Becherhalter kann bei Nichtgebrauch unter der Mittelkonsole verstaut werden. Dadurch eröffnet sich bei hochgeklappter Armlehne ein 17 Liter fassender Stauraum, der von einem Laptop bis hin zu mehreren großen Getränkeflaschen alles mögliche aufnehmen kann.

Auch der Kofferraum bietet mit 532 Litern ein großzügiges Stauvolumen mit zusätzlicher Durchlademöglichkeit. Wenn man die Hutablage entfernt, beträgt die Höhe der Gepäckraumöffnung 66 Zentimeter. Damit lässt sich sogar ein großer Müllsack problemlos stehend transportieren. Bei umgeklappter Rücksitzbank finden bei dachhoher Beladung 1.460 Liter Platz. Eine elektrische Heckklappe, die besonders im Winter bei stark verschmutztem Fahrzeug einen echten Komfortgewinn bedeutet, gibt es erst beim Premium-Modell.

WINTERLICHES LADEN ERFORDERT GEDULD

Um bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt die maximale Ladeleistung von 135 kW annähernd erreichen zu können, muss der Akku über einen längeren Zeitraum vorgeheizt werden. Da mir dies aus terminlichen Gründen nicht möglich war und eine längere Fahrt anstand, kam ich nach nur wenigen Minuten Vorkonditionierung bei einem Akkustand von 12 Prozent bei einer Schnellladesäule an.

Der Ford Explorer zeigte eine maximal mögliche Ladeleistung von 75 kW an und die Vorkonditionierung des Akkus bis zur optimalen Temperatur hätte über eine halbe Stunde gedauert. Bei einer Außentemperatur von –1,5 °C startete ich den Ladevorgang bei der neuen 200-kW-Ladestation des Anbieters da emobil in St. Ulrich am Pillersee. Mit fortschreitender Ladedauer und dem damit einhergehendem Temperaturanstieg im Akku erreichte die Ladeleistung bei 54 Prozent SoC einen Höchststand von 99 kW und verblieb bis 70 Prozent auf über 90 kW. In 38:24 Minuten war von 12 auf 80 Prozent SoC aufgeladen. Mit einer durchschnittlichen Ladeleistung von 90 kW flossen 57,3 kWh in den Akku.

Bei einem späteren Ladevorgang bei 1,5 °C Außentemperatur und davor abgeschlossener Vorkonditionierung konnte ich in 26 Minuten mit maximal 125 kW von 22 auf 80 Prozent laden. In noch einmal 26 Minuten waren die 100 Prozent erreicht und zusätzliche 62 kWh im Akku. Zuhause an der Wallbox oder an einer öffentlichen Ladestationen lädt der Ford Explorer mit Wechselstrom mit bis zu 11 kW.

Auf der Landstraße bei zum Teil tiefwinterlichen Fahrverhältnissen verbrauchte der E-SUV bei Temperaturen zwischen –10 °C und knapp über dem Gefrierpunkt im Schnitt 22 kWh/100 km und zeigte sich damit vergleichsweise genügsam. Selbst bei diesen für ein Elektroauto äußerst widrigen Bedingungen sind 350 Kilometer möglich.

ARMIN ELECTRIC CONCLUSIO

Der rein elektrisch angetriebene Ford Explorer ist eine gelungene Neuinterpretation des Klassikers. Die Abmessungen und Fahrleistungen sind für den Alltag optimal. Bereits die Serienausstattung der Basisversion bietet alles, was man für ein komfortables Fahrerlebnis benötigt. Seinem Namen gerecht wird der Ford Explorer mit Hinterradantrieb im Winter aufgrund der mangelnden Traktion allerdings nicht. Für all jene, die regelmäßig auf Eis und Schnee unterwegs sind, ist die Allradversion die einzig richtige Wahl. Der Hinterradantrieb hat den Vorteil, etwas sparsamer zu sein. Der Verbrauch verhielt sich selbst bei tiefsten Temperaturen im vertretbaren Bereich. Die Ladeleistung geht bei ausreichend temperiertem Akku ebenfalls in Ordnung. Der Maximalwert von 135 kW könnte aber höher sein – beim Allrad-Modell sind dies immerhin 180 kW.

Der Ford Explorer startet in Österreich vor Abzug des E-Mobilitätsbonus bei 43.890 Euro Das Testfahrzeug mit der größeren Batterie und Basisausstattung kommt auf 48.890 Euro. Die leistungsstärkere Allradversion ist ab 52.490 Euro erhältlich.

08.01.2025 | Text und Fotos: Armin Hoyer – arminelctric.com

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