München | Bayern – Der McLaren Artura Spider ist das erste Hybrid-Cabrio der britischen Autoschmiede. Dank umfangreicher Setup-Möglichkeiten bietet der 700 PS starke Supersportwagen ultimative Rennsport-Performance und ausreichend Komfort für den Alltag. Ich hatte die Gelegenheit den Plug-in-Hybrid-Sportler im winterlichen Oberbayern zu testen …
700 PS bei einem Leergewicht von gerade einmal 1.560 Kilogramm sind selbst für einen Supersportwagen beeindruckende Werte. Der im britischen Woking handgefertigte McLaren Artura Spider ist zudem das erste Hybrid-Cabrio des Sportwagenherstellers. Entsprechend groß war meine Vorfreude auf diesen außergewöhnlichen Test. Wie bereits einige Monate zuvor mit der Zentrale von McLaren Automotive vereinbart, durfte ich den Supersportler mit Formel-1-Genen bei McLaren München für einen mehrtägigen Test abholen.
Die Niederlassung in der Motorworld München ist Teil der Dörr Group, einem deutschlandweit führenden Händler von Supersportwagen. Weitere McLaren-Standorte des Unternehmens befinden sich in Frankfurt und Stuttgart. Als Plug-in-Hybrid verfügt der Antriebsstrang des McLaren Artura Spider neben dem Benzin- auch über einen Elektromotor, der nicht nur für zusätzliche Performance sorgt, sondern auch rein elektrisches Fahren bis zu 33 Kilometern ermöglicht. Vorne rollt der Supersportler auf 19-Zoll-Leichtmetallräder mit Reifen der Dimension 235/35, hinten sind 20-Zöller mit 295/35-Bereifung montiert. Im Fall des Testfahrzeugs sind es zur Jahreszeit passende Pirelli P Zero Winter.
MCLAREN ARTURA SPIDER – COUPÉ UND CABRIOLET IN EINEM
Bei geschlossenem Dach ist die Optik des McLaren Artura Spider kaum von der eines Coupés zu unterscheiden. Den Technikern und Designern im Westen der britischen Grafschaft Surrey ist es sehr gut gelungen, das Hardtop harmonisch in die Silhouette des Supersportwagens zu integrieren. Das Mehrgewicht gegenüber dem Artura Coupé beträgt lediglich 62 Kilogramm, die im Wesentlichen auf die elektrisch angetriebene Dachkonstruktion zurückzuführen sind.
Ähnlich wie in der Formel 1 macht das Kohlefaser-Monocoque die Fahrgastzelle zu einem sehr sicheren Ort und bietet dazu auch bei geöffnetem Dach die volle Karosseriesteifigkeit. Ergänzt wird die im McLaren Artura erstmals eingesetzte Leichtbau-Plattform durch eine vordere Aufprallstruktur und einen Heckrahmen – beide aus Aluminium gefertigt. Auffälligste Änderungen gegenüber dem Coupé sind neben der Dachkonstruktion die dahinter liegenden Streben aus durchsichtigem Polycarbonat, die für einen optimierten Luftstrom und bessere Rundumsicht sorgen. Ebenfalls neu sind die beiden Lufteinlässe auf dem hinteren Teil der Motorabdeckung.
Während meiner ersten Testfahrt durch München mache ich beim Bayrischen Nationalmuseum in der Prinzregentenstraße halt, um den McLaren Artura Spider von außen im Detail unter die Lupe zu nehmen. Das 1855 vom bayerischen König Maximilian II gegründete Museum zählt zu den bedeutendsten in Deutschland und ist seit dem Jahr 1900 hier beheimatet. Der Artura Spider ist auf den ersten Blick als McLaren erkennbar. Sowohl die markante Front als auch das offene Heck mit den Lüftungsgittern sprechen eine eindeutige Sprache. Die Farbe Volcano Blue steht dem britischen Supersportler ausgezeichnet und verleiht ihm einen eleganten Look. Für Liebhaber eines dezenten Auftritts genau das Richtige. Wer die direkte Verwandtschaft zum Rennsport auch farblich kundtun möchte, kann sich für das klassische „McLaren Orange“ entscheiden. Insgesamt stehen über 40 Außenfarben zur Wahl.
HÖCHSTER FAHRGENUSS MIT UND OHNE MOTORSOUND
Nach dem Starten befindet sich der McLaren Artura Spider automatisch im elektrischen Fahrmodus. So rolle ich nur von einem leisen Surren begleitet nahezu lautlos aus der Tiefgarage der Motorworld München. Der V6-Benziner liefert nach dem Kaltstart erst dann eine Antriebsleistung, nachdem er die Katalysatoren aufgewärmt hat. Diese kurze Verzögerung ist in der Praxis jedoch kaum spürbar. Rein elektrisch cruise ich zu Beginn durch München in Richtung Garmisch-Patenkirchen. Nach leergefahrenem Akku wechsle ich in den Comfort-Modus, in dem sich der Benziner bei ausreichend Akkuladung immer wieder abschaltet.
Mittlerweile habe ich die Autobahn A95 erreicht und fahre nach einem kurzen Stopp auf einer Autobahnraststätte wieder rein elektrisch los. Nach kurzer Zeit schaltet sich bei einem Tempo von knapp 120 km/h der 3,0-Liter-V6-Biturbo dazu. Nachdem ich den Antriebsmodus mit der Wippe auf der rechten Seite des Cockpits auf „Track“ geschaltet habe, erwacht der McLaren Artura Spider so richtig zum Leben. Begleitet von einer eindrucksvollen Soundkulisse dreht der Motor lustvoll hoch, die vollen 700 PS Leistung und das maximale Drehmoment von 720 Nm stehen zur Verfügung. In nur 8,4 Sekunden geht es von null auf 200 km/h – aus dem Stand auf 100 km/h übrigens in 3,0 Sekunden. Mit den am Testfahrzeugen montierten Winterreifen regelt der Motor bei 270 km/h ab, im Sommer ist erst bei 330 km/h Schluss. Im nachfolgenden Video könnt ihr mich bei meiner Testfahrt auf der A95 Richtung Garmisch-Partenkirchen begleiten.
SUPERSPORTLER MIT INNOVATIVEM HYBRID-ANTRIEB
Als erstes Hybrid-Cabriolet der Marke verfügt der McLaren Artura Spider über einen Hochleistungs-Hybridantriebsstrang mit einer Systemleistung von 515 kW (700 PS) und 720 Nm Drehmoment. Der Axialfluss-E-Motor ist in der Getriebeglocke untergebracht und trägt ab der ersten Motorumdrehung 70 kW (95 PS) Leistung und 225 Nm Drehmoment bei. Gegenüber herkömmlichen Radialfluss-E-Motoren ist er kompakter und zugleich leistungsstärker. Mit 130 Kilogramm Gesamtgewicht fallen die Hybrid-Komponenten vergleichsweise leicht aus. Die wesentlichen Anteile liefern der Akku mit 88 Kilogramm und der E-Motor mit 15,4 Kilogramm.
Die Leistung des 3,0-Liter-V6-Benzinmotors mit Doppelturbolader wurde durch eine Neukalibrierung um 20 PS auf 605 PS (445 kW) erhöht. Damit liegt die Literleistung jetzt bei über 200 PS. Das maximale Drehmoment ist mit 585 Nm unverändert geblieben. Der Aluminium-Motor ist mit 160 Kilogramm sehr leicht und kompakt – in Vergleich zu einem McLaren-V8-Motor bringt er 50 Kilogramm weniger auf die Waage und baut deutlich kürzer. Möglich wird dies durch einen 120-Grad-V-Winkel, der auch zu einem niedrigen Schwerpunkt beiträgt. Eine steifere Kurbelwelle erhöht die Drehzahlgrenze auf 8.500 U/min. Durch die Anordnung im V zwischen den Zylindern („Hot Vee“) kann der Doppelturbolader schneller drehen. Die daraus resultierende verbesserte Gasannahme fördert die Drehfreudigkeit des V6-Motors. Die überarbeitete Abgasanlage mit neuem Resonator und senkrecht nach oben verlaufenden Endrohren liefert ein deutlich verbessertes Klangerlebnis.
MCLAREN ARTURA SPIDER AUCH AUF DER PASSSTRASSE TOP
Die Autobahn A95 hat mich nach Garmisch-Partenkirchen geführt. Im Ortszentrum von Partenkirchen fahre ich durch die historische Ludwigstraße, die für ihre wunderschön bemalten Häuser berühmt ist. Auf der Rückfahrt verlasse ich die A95 Richtung Kochel am See. Ich fahre am gleichnamigen See entlang und erreiche die Kesselbergstraße, die weiter zum Walchensee führt.
Durch die äußerst exakte, elektrohydraulische Servolenkung und das exzellente Fahrwerk wird die Fahrt auf der kurvenreichen Passstraße zu einem wahren Vergnügen. Das gleiche gilt für das Verzögern mit den serienmäßigen Carbon-Keramik-Bremsen, die wie die Lenkung einen gewissen Kraftaufwand erfordern. Beide wurden von McLaren bewusst so ausgelegt, um den rennsportlichen Charakter es Fahrzeugs zu unterstreichen.
Wie ich bereits tags zuvor in München am Kopfsteinpflaster rund um das Maximilaneum erfahren durfte, bietet das Fahrwerk einen sehr breiten Spagat zwischen Komfort und Rennstreckentauglichkeit. Im Handling-Modus „Comfort“ spürte ich kaum etwas von dem rauen Untergrund, im Modus „Track“ wurde ich beinhart durchgerüttelt. Auch bei den Querrinnen auf der Autobahn spürte ich einen deutlichen Unterschied. Neben der unbestrittenen Rennstreckentauglichkeit eignet sich der McLaren Artura Spider daher auch gut für tägliche Fahrten. Zahlreiche moderne Assistenzsysteme wie zum Beispiel der adaptive Tempomat und der 360-Grad-Parkassistent tragen zur Alltagstauglichkeit bei.
INNENRAUM VOLL AUF FAHRPERFORMANCE GETRIMMT
Mit einem leichten Druck auf den Türgriff entsperre ich die Schmetterlingstüre und hebe diese leicht an. Ohne weiteres Zutun schwingt sie automatisch nach außen und oben auf. Trotz der Platzersparnis muss ich dabei auf genügend Raum achten, was vor allem in engen Parklücken zum Thema wird. Beim Einsteigen fällt sofort der breite Steg des Kohlefaser-Monocoques auf. Ich nehme sehr tief Platz und ziehe mit geringem Kraftaufwand die Türe herunter, die sich am Ende selbstständig ins Schloss zieht.
Nach dem Onboarding fühle ich mich im Fahrzeug auf Anhieb wohl. Der puristisch anmutende, einteilige Clubsport-Sitz gibt mir ausgezeichneten Halt und bietet erstaunlich viel Komfort. Während des Tests kam nie das Gefühl von übermäßiger Härte auf. Eine elektrisch verstellbare Lordosenstütze ist auch mit an Bord. Die Längsverstellung erfolgt manuell. Für die Höhenverstellung reicht ein einziger Kippschalter aus, bei dessen Betätigung sich gleichzeitig die Sitzneigung ändert. Optional sind auch voll elektrisch verstellbare und beheizbare zweiteilige Komfortsitze erhältlich.
In der Basisausstattung blickt man auf Alcantara, soweit das Auge reicht. Die Sitze, das Lenkrad, sämtliche Verkleidungen und das Armaturenbrett sind mit dem hochwertigen Microfaser-Material bezogen. Optional stehen drei weitere Ausstattungslinien zur Verfügung. Damit man sich voll und ganz auf das Fahren konzentrieren kann, ist das Lenkrad erfreulicherweise frei von jeglichen Knöpfen und Bedienelementen. Das davor angebrachte 10-Zoll-Fahrerdisplay bewegt sich beim Verstellen des Lenkrads mit und bietet so immer eine optimale Sicht auf die Instrumente. Über den zentralen 8-Zoll-HD-Touchscreen lässt sich das Infotainment-System weitgehend intuitiv bedienen.
Da ich von dem beeindruckenden Motorsound nicht genug bekommen kann, kommt mir die Benutzung des Soundsystems anfangs gar nicht in den Sinn. Seit ich die Bowers & Wilkins Anlage mit 12 High-End-Lautsprechern jedoch erstmals in Betrieb genommen habe, bin ich von dem eindrucksvollen Surround-Sound selbst bei geöffneten Dach begeistert. Stauraum ist McLaren Artura Spider ansatzweise vorhanden. Es gibt zwar kein Handschuhfach aber neben kleinen Staufächern in den Türen ist unter der Mittelarmlehne ein etwas größeres Ablagefach angesiedelt. Darin befinden sich zwei USB-Anschlüsse, die mir via Kabelverbindung auch die Verwendung von Apple CarPlay über mein iPhone ermöglichen. In der gepolsterten Ladeschale unter dem zentralen Display findet mein Smartphone sehr guten Halt und wird gleichzeitig induktiv geladen.
OFFENFAHREN NACH NUR 11 SEKUNDEN
Auf Knopfdruck im Innenraum oder am Fahrzeugschlüssel öffnen das Dach und die Abdeckung des dafür vorgesehenen Staufachs. Nicht weniger als acht Elektromotoren sorgen nahezu lautlos dafür, dass das Hardtop in gerade einmal 11 Sekunden öffnet und sich das Coupé in ein Cabriolet verwandelt. Das Öffnen und Schließen des Dachs ist bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h möglich. Auch die kleine, beheizbare Heckscheibe ist auf Knopfdruck vollkommen versenkbar und lässt den Motorsound selbst bei geschlossenem Dach direkt an mein Ohr.
Durch die optionale, elektrochrome Glasscheibe im Hardtop kann ich auf Knopfdruck die Lichtdurchlässigkeit verstellen und mir damit entweder einen Blick auf den Himmel ermöglichen oder mich vor zu intensiver Sonneneinstrahlung schützen. Im Sommer wird damit auch die Temperatur im Innenraum angenehm kühl gehalten. Der Rahmen der Windschutzscheibe wurde hinsichtlich Luftverwirbelungen optimiert. Und tatsächlich ist Offenfahren im Stadtgebiet mit entsprechender Bekleidung selbst bei Temperaturen um den Gefrierpunkt eine genussvolle Angelegenheit, ohne dabei allzu viel kalten Fahrtwind abzukommen. Das nachfolgende Video zeigt den Öffnungsvorgang des Daches.
REIN ELEKTRISCHES FAHREN UND LADEN
Mit dem 70 kW (95 PS) starken Elektromotor und dem Akku mit einer nutzbaren Kapazität von 7,4 kWh kann der McLaren Artura Spider rein elektrisch bis zu 130 km/h schnell und 33 Kilometer weit fahren. In der Praxis wird die Batterie meist während der Fahrt aufgeladen. Dabei wird in den Antriebsmodi „Sport“ und „Track“ der Ladezustand durch den Benzinmotor möglichst hochgehalten, um stets die maximale Energie für die Antriebsunterstützung zu gewährleisten. „Track“ lädt dabei am effizientesten. In den Modi „Electric“ und „Comfort“ wird hingegen auf möglichst viel rein elektrisches Fahren wertgelegt und daher der Akkustand niedrig gehalten. Um zum Beispiel beim Erreichen eines Stadtgebiets eine möglichst hohe elektrische Reichweite zur Verfügung zu haben, kann der Akkustand mittels Einstellung auch andauernd auf 100 Prozent gehalten werden.
Als Plug-In-Hybrid besteht beim McLaren Artura Spider auch die Möglichkeit, den Akku an einer Haushaltssteckdose oder Ladesäule aufzuladen. Das Ladekabel findet im 160 Liter fassenden Kofferraum Platz, der auf Knopfdruck automatisch öffnet. Ansonsten können noch zwei kleine Taschen darin verstaut werden.
Ich starte den Ladevorgang an einer öffentlichen Typ-2-Ladesäule bei einer Außentemperatur von –6 °C, nachdem der McLaren Artura Spider davor über Nacht bei 6 °C in der Tiefgarage geparkt war. In 3:08 Stunden lädt der Akku von 8 auf 100 Prozent SoC. Damit wird die Werksangabe hinsichtlich Ladegeschwindigkeit trotz der niedrigen Temperatur ziemlich genau einhalten. Zu Hause in der Garage an einer Haushaltssteckdose oder Wallbox über Nacht angeschlossen, reicht die Ladeperformance jedenfalls locker aus, um in der Früh mit vollem Akku rein elektrisch loszufahren. Die winterlichen Temperaturen während des Tests wirken sich naturgemäß auf die Reichweite aus. Bei vollem Akku und einer Außentemperatur von 6 °C prognostiziert die Anzeige 29 Kilometer rein elektrisches Fahren. Tatsächlich komme ich im Anschluss 20 Kilometer weit, bevor sich der Benziner bei einer Restreichweite von zwei Kilometern dazuschaltet.
ARMIN ELECTRIC CONCLUSIO
Mein Fazit nach drei Testtagen: Der McLaren Artura Spider ist ein echter Supersportler, der aber nicht nur eine Top-Performance auf Rennsportniveau liefert. Er kann auch erstaunlich komfortabel bewegt werden. Die große Bandbreite an Einstellmöglichkeiten macht es möglich. So ist beim Fahrwerk von ultrahart bis sportlich komfortabel alles möglich und auch die Antriebscharakteristik dazu passend zu variieren. Die rein elektrische Reichweite ist zwar überschaubar, die Möglichkeit kurzzeitig nahezu lautlos und vollkommen emissionsfrei unterwegs sein zu können, machen den Supersportwagen jedoch sozial verträglicher. Bei Bedarf schaltet sich der V6-Motor dazu und liefert dann eine beeindruckende Klangkulisse, die bei geöffnetem Dach gleich noch intensiver erlebbar wird.
Durch die nicht alltägliche Kombination aus Supersportwagen und Plug-in-Hybrid passt der McLaren Artura Spider sehr gut in unsere aktuelle Zeit. In Deutschland startet der McLaren Artura Spider bei 273.000 Euro (280.000 Euro in Österreich). Der Preis des Testfahrzeugs liegt bei 338.500 Euro (347.300 Euro in Österreich).
11.03.2025 | Text, Fotos und Videos: Armin Hoyer – arminelectric.com

































