Tirol-Salzburg-Wien – Nach der Schräghecklimousine brachte VW in diesem Jahr mit dem ID.7 Tourer einen klassischen Kombi in der gehobenen Mittelklasse auf den Markt, der viel Platz und Reisekomfort bietet. Ich durfte das rein elektrisch angetriebene Gegenstück zum VW Passat ausführlich im Alltag und auf der Langstrecke testen…
Der im deutschen Emden gefertigte VW ID.7 Tourer ist das aktuelle Topmodell der elektrischen Volkswagen ID-Linie. Gegenüber der Schräghecklimousine sind die lange Dachlinie und die steilere Heckklappe die optischen Merkmale des Kombis. Als österreichischer Generalimporteur der Marke Volkswagen stellte mir Porsche Austria den ID.7 Tourer Pro 210 kW Business mit Hinterradantrieb in der Farbe Aquamarinblau Metallic für diesen Test zur Verfügung.
Als farbiger Kontrast sind Dach, Außenspiegel und Schweller des Wagens in Schwarz gehalten. Die silberne Farbe, die sich von der A- bis zur D-Säule erstreckt, verleiht dem Kombi einen modernen Look. Dieser wird durch die futuristisch wirkenden 20-Zoll-Räder zusätzlich verstärkt. In der getesteten Ausführung „Pro“ verfügt der VW ID.7 Tourer über die kleinere 77 kW-Batterie. In der Variante „Pro S“ ist der größerer Akku mit einem Netto-Energiegehalt von 86 kWh verbaut. Mit dem Sondermodell „Business“ erhält man umfangreiche Zusatzausstattung zu einem vergünstigten Preis.
FAHRKOMFORT DER EXTRAKLASSE IM VW ID.7 TOURER
Mit einer Leistung von 210 kW (286 PS) und einem maximalen Drehmoment von 545 Nm werden die Hinterräder des VW ID.7 Tourer angetrieben. In 6,6 Sekunden geht es von null auf 100 km/h. Die Beschleunigungsleistung des 2,3 Tonners ist für den Alltag genau richtig ausgelegt – für Raketenstarts sind andere zuständig. Bei 180 km/h ist die Höchstgeschwindigkeit erreicht.
Die stattliche Länge – es fehlen gerade einmal 39 Millimeter auf fünf Meter – und der lange Radstand von knapp drei Metern verleihen dem VW ID.7 Tourer ein souveränes Fahrverhalten, mit unbeirrbarem Geradeauslauf und sehr stabilem Kurvenverhalten. Bodenwellen und Unebenheiten werden Dank der Abmessungen und des adaptiven Fahrwerks optimal weggebügelt. Mittels unterschiedlicher Fahrmodi kann das Dämpfungsverhalten individuell angepasst werden. Für mich hat sich die Einstellung „Komfort“ am besten zum Fahrzeugcharakter des E-Kombis gepasst. Rangieren in engen Parkhäusern wird durch die Fahrzeuglänge zwar etwas erschwert. Dafür ist der für den langen Radstand sensationell kleine Wendekreis von 10,9 Metern ein echter Komfortgewinn.
Bei Dunkelheit bieten die Matrix-LED-Scheinwerfer ein Lichterlebnis der besonderen Art. Die Technologie ermöglicht es, die Fahrbahn und Umgebung optimal auszuleuchten, ohne dabei den Gegenverkehr oder vorausfahrende Fahrzeuge zu blenden. Die beiden Scheinwerfer werden durch ein LED-Band mit illuminiertem VW-Logo verbunden. Den eindrucksvollen Abschluss am Heck liefern die 3D-LED-Rückleuchten mit einem ebenfalls beleuchtetem VW-Logo.
Die umfangreiche Ausstattung an Assistenzsystemen funktionierte im Test einwandfrei. Der Fahrassistent „Travel Assist“ hält nicht nur die Spur und den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug automatisch ein, sondern unterstützte mich auf der Autobahn auch beim Spurwechsel. Freie Parkplätze werden vom System erkannt. Nach Auswahl der gewünschten Parklücke, parkt der VW ID.7 Tourer selbstständig ein.
IM INNENRAUM DOMINIERT SCHLICHTE ELEGANZ
Wie man es von einem Volkswagen gewohnt ist, steht im Innenraum die Sachlichkeit im Vordergrund. Große Design-Experimente haben hier nichts verloren. Das Hauptaugenmerk wird auf Funktionalität gelegt. Die verwendeten Materialien sind durchwegs hochwertig. Farblich dominieren Grautöne und Schwarz. Mehr Farbe in den Innenraum kann man auf Wunsch mit der der Ambientebeleuchtung bringen, bei der 30 verschiedene Farbtöne zur Auswahl stehen.
Einen wesentlichen Anteil am Komfort haben die elektrisch einstellbaren Sitze. Nicht zuletzt aufgrund der zahlreichen Massageprogramme fühlte ich mich darin auch auf der Langstrecke ausgesprochen wohl.
Das Lederlenkrad liegt sehr gut in der Hand und lässt sich übersichtlich bedienen. Über eine außergewöhnliche Funktion verfügt das Panoramadach: Mittels Wischen über ein Touch-Feld in der Dachkonsole lässt sich das Glas zwischen blickdichtem und durchsichtigem Zustand hin- und herschalten. Direkt vor mir im Blickfeld hatte das kleine Fahrerdisplay mit den wichtigsten Informationen und das darüber liegende Head-up-Display mit Augmented-Reality-Funktion, die zusätzliche Informationen direkt auf die Scheibe projiziert. Über den mittig angebrachten 15-Zoll-Touchscreen lassen sich nahezu alle Funktionen einstellen. Unter dem Display befinden sich Touch-Felder zur direkten Einstellung von Temperatur und Lautstärke. Für erstklassigen Ton sorgte das optional erhältliche „Harmann-Kardon“-Soundsystem mit 12+1 Lautsprechern und einer Gesamtleistung von 700 Watt.
In der Mittelkonsole konnte ich mein Smartphone induktiv aufladen. Zwei weitere USB-C-Anschlüsse dienen ebenfalls als Stromspender. Ablagen sind in der Mittelkonsole und den Türen ausreichend vorhanden. Mit einem Radstand von knapp drei Metern sind die Platzverhältnis für die Passagiere im Fond als fürstlich zu bezeichnen.
Auch beim Gepäck geht es großzügig zu. Hinter der großen Heckklappe bietet der VW ID.7 Tourer ein Kofferraumvolumen von 605 Litern mit zusätzlicher Durchlademöglichkeit. Bei umgeklappter Rücksitzbank stehen 1.714 Liter auf einer Länge von zwei Metern und einer Breite zwischen den Radkästen von einem Meter zur Verfügung. Im Passat ist zum Vergleich mit 690/1.920 Litern noch etwas mehr Stauraum vorhanden. Auf Knopfdruck lässt sich im Kofferraum die bei Nichtgebrauch unsichtbare Anhängervorrichtung entriegeln und ausklappen. Die Anhängerlast gebremst bei Steigungen bis 12 Prozent beträgt 1.000 Kilogramm.
WIE WEIT GEHT DIE REISE MIT DEM VW ID.7 TOURER?
Neben meinen täglichen Fahrten führte mich der Test auch nach Wien. Im Stadtgebiet begnügte sich der VW ID.7 Tourer bei etwas unter zehn Grad Außentemperatur mit 16 kWh/100 km. Auf den Landstraßen Tirols und Salzburgs verbrauchte der E-Kombi bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt im Schnitt 19 kWh/100 Kilometer. Damit ist in der kalten Jahreszeit bei Überlandfahrten eine Reichweite von 400 Kilometern realistisch. Auf der Autobahn von Salzburg nach Wien und retour genehmigte sich der Stromer bei Temperaturen zwischen fünf und zehn Grad im Schnitt 22 kWh/100 Kilometer, was eine Reichweite von 350 Kilometern bedeutete. Auf der ebenso langen Strecke vom Pillerseetal nach Wien benötigt man hin und retour zumindest bei niedrigen Temperaturen jeweils einen Ladestopp.
SCHNELLES LADEN AUCH IN DER KALTEN JAHRESZEIT
Auf der Fahrt nach Wien kam ich mit 11 Prozent SoC beim Smatics EnBw-Ladepark beim Designer Outlet Salzburg an. Durch die aktive e-Routenplanung im Navigationssystem war die Batterie bereits auf eine optimale Ladeleistung vorkonditioniert worden. An einem der 400 kW-Hypercharger konnte ich in 26:20 Minuten mit einer durchschnittlichen Ladeleistung von 127 kW auf 80 Prozent aufladen. Maximal waren 188 kW drinnen (Werkangabe: 175 kW). Bei der Rückfahrt von Wien erzielte ich beim neuen Smatrics EnbW Lade-Hub in Vorchdorf nochmals diese Top-Ladeperformance. An einer etwas älteren 300 kW-Ladesäule des gleichen Anbieters am Parkplatz des McDonald’s Margaretengürtel in Wien waren davor maximal 148 kW Ladeleistung möglich, obwohl der ID.7 Tourer dank Vorkonditionierung eine maximal mögliche Ladeleistung von 186 kW anzeigte. Dies wirkte sich allerdings nicht wesentlich auf die Ladedauer aus. In 27:26 Minuten war der Akku von 16 auf 80 Prozent SoC befüllt.
Das Wechselstromladen ist aufgrund einer maximalen Ladeleistung von nur 11 kW und den damit verbundenen langen Ladezeiten unterwegs weniger praxistauglich. An einer 22 kW-Ladestation des Betreibers Tiwag in St. Jakob in Haus konnte ich eine maximale Ladeleistung von 9,8 kW erzielen. Der halbvolle Akku hätte noch knapp vier Stunden für eine Ladung auf 100 Prozent SoC benötigt. Zuhause an der eigenen Wallbox ist diese Ladeleistung dagegen vollkommen ausreichend.
ARMIN ELECTRIC CONCLUSIO
Der VW ID.7 Tourer ist nicht nur ein Lademeister sondern auch ein sehr komfortables Reisefahrzeug. Neben den äußerst großzügigen Platzverhältnissen für Passagiere und Gepäck sind auch das Fahrwerk und der damit gebotene Reisekomfort eine Wucht. Dazu passen die ausgewogenen Fahrleistungen, die in jeder Situation ausreichend Vortrieb in völlig entspannter Form bieten. Die Reichweite ist im Alltag auch in der kalten Jahreszeit kein Thema. Bei Reisen auf der Autobahn können 350 Kilometer aber schon mal etwas knapp werden. Daher würde ich Langstreckenfahrern unbedingt den größeren Akku mit 86 kWh netto empfehlen, mit dem sich der eine oder andere Ladestopp einsparen lässt.
In Österreich startet der ID.7 Tourer vor Abzug des E-Mobilitätsbonus bei 55.690 Euro. Das Testfahrzeug ID.7 Tourer Pro 210 kW Business mit Vollausstattung liegt bei 66.336 Euro.
18.11.2024 | Text und Fotos: Armin Hoyer – arminelctric.com

















