25. Juni 2020 Armin Hoyer

Ducati Streetfighter V4 | Mit dem neuen Super-Naked-Bike auf der Nockalmstraße

Armin on Ducati Streetfighter V4 | Photo: Armin Hoyer - arminonbike.com

Nockalmstraße | Kärnten – Lang erwartet im vergangenen Herbst auf der EICMA in Mailand präsentiert, ist die neue Ducati Streetfighter V4 im Juni bei den Händlern in Österreich angekommen. Ich nutzte die Gelegenheit und testete die neue Super Naked erstmals auf der bekannten Panoramastraße in den Kärntner Nockbergen…

Man nehme ein Superbike, entferne die Verkleidung und ersetze die beiden Stummellenker durch einen höheren, breiten Lenker, ändere noch ein paar Details und schon ist ein waschechtes Super-Naked-Bike fertig. Genauso hat das Ducati gemacht und die Panigale V4 in die neue Streetfighter V4 verwandelt.

Los ging es beim Kärntner Ducati-Händler Moto-Point Granitzer in Spittal an der Drau. Nach kurzer Erklärung des Bikes durch Sebi, dem Junior des Hauses, fuhr ich los. Zunächst fiel mir die im Vergleich zu meiner Monster 821 höhere Sitzposition von 845 mm auf (+35 mm). Man sitzt aufrecht und doch sportlich nach vorne geneigt. Damit fühlte ich mich auf Anhieb wohl im Sattel, richtig integriert in das Motorrad.

ZUERST SANFT, DANN BRACHIAL

Nachdem ich bei meiner Vorbereitung auf den Test die Leistungsdaten der Streetfighter V4 studiert hatte, war mein Respekt dem entsprechend groß. Noch nie zuvor war ich ein derart leistungsstarkes Bike auf der Straße gefahren. Aufgrund der Charakteristik des V4 ist das Motorrad jedoch im unteren Drehzahlbereich recht zahm, man hat nicht das Gefühl auf einem Geschoss jenseits der 200 PS-Marke zu sitzen. Es fiel mir kein großer Unterschied zum halb so starken V2 meiner Monster 821 auf. Ich hatte mir etwas mehr erwartet.

Ab 6.000 U/min wendete sich jedoch das Blatt und der 1.103 cm³ große Desmosedici Stradale ging richtig ab. Da der Fighter erst knapp 500 km auf der Uhr hatte, befand er sich noch in der Einfahrphase. Ab 8.000 U/min verfärbte sich der Drehzahlmesser Orange, um anzuzeigen, dass noch nicht höher gedreht werden darf. Aber auch in diesem Bereich konnte ich bereits erahnen, wo die Reise hingeht. Das maximale Drehmoment von 123 Nm liegt bei 11.500 U/min an, die Höchstleistung von 208 PS wird bei 12.750 U/min, der rote Bereich erst bei 14.500 U/min erreicht.

NATURPARADIES NOCKBERGE

Mein Weg führte mich entlang des Millstättersees und dann weiter über Radenthein nach Bad Kleinkirchheim. Vor dem Anstieg auf die Turracherhöhe bog ich links ab Richtung Nockalmstraße. Die Straße befindet sich inmitten des Biosphärenpark Nockberge. Auf 1.490 km² erstreckt sich das von der UNESCO als Natur-Reservat ausgezeichnete Gebiet über das Salzburger Lungau und die Kärntner Nockberge. Die 34 km lange Panoramastraße schlängelt sich in 52 Kehren und zahlreichen Kurven von der Ebene Reichenau im Süden bis Innerkrems im Norden.

Das Wetter war an diesem Tag wechselhaft. Es regnete zwar die meiste Zeit nicht, die Straße war jedoch größtenteils nass. Auffallend viele Supersportwägen waren unterwegs, um auch das geringe Verkehrsaufkommen für eine genussvolle Fahrt zu nutzen. Von Süden her kommend war der erste Pass die Schiestlscharte auf 2.024 Metern Seehöhe. Dort oben befindet sich auch der Alpengasthof Glockenhütte, der von Motorradfahrern gerne für einen Stopp genutzt wird.

TECHNIK VOM ALLERFEINSTEN

Die Streetfighter V4 war sehr handlich und unerwartet einfach zu fahren, lenkte bereitwillig in Kurven ein. Die Brembo Stylema Bremse packte beim Verzögern so kräftig zu, dass ich im ersten Moment etwas überrascht war. Vorne wirken zwei Bremssättel mit jeweils vier 30 mm-Kolben auf die beiden 330 mm-Bremsscheiben ein, hinten ein Zweikolben-Festsattel auf eine 245 mm-Scheibe.

Mit an Bord ist das Kurven-ABS EVO von Bosch. Das aus der MotoGP abgeleitete Elektronik-Paket beinhaltet darüber hinaus alles im Moment technisch machbare: Traction-, Wheelie-, Slide- und Engine Brake Control. Power Launch für blitzschnelle Starts und der Quick Shifter Up/Down gehören ebenso dazu. Die Parameter der Assistenzsysteme sind für die drei Fahrmodi Race, Sport und Street bereits werksseitig voreingestellt, können jedoch auch individuell angepasst werden.

Von der Schistlscharte führt die Nockalmstraße wieder bergab bis auf 1.500 Meter Seehöhe, um dann bis zum höchsten Punkt, der Eisentalhöhe auf 2.042 Metern, wieder anzusteigen. Aufgrund der sehr bedrohlich wirkenden Wolken machte ich mich von dort auf den Rückweg. Zurück bei Moto-Point Granitzer begrüßte mich zum Abschluss noch die Vorgängerin der V4, eine Streetfighter 848, die von 2012-2015 gebaut wurde.

ARMIN ON BIKE CONCLUSIO

Die neue Ducati Streetfighter V4 ist ein sehr stimmiges Motorrad. Die aggressive Optik passt ebenso zu der Super-Naked wie der Sound der Auspuffanlage, der schon im unteren Drehzahlbereich kernig, laut wahrzunehmen ist. Vom 208 PS starken Motor ganz zu Schweigen, der schon in der Einfahrphase gewaltiges Potential erkennen ließ.

Es stellt sich natürlich schon die Frage, ob eine derart hohe Leistung auf öffentlichen Straßen Sinn macht, da sie innerhalb der legalen Grenzen nicht annähernd auszuschöpfen ist. Wer jedoch auch gerne mal auf der Rennstrecke fährt, wird die Panigale-Gene der Streetfighter V4 sicherlich in vollen Zügen genießen können.

Text und Fotos: Armin Hoyer – arminonbike.com

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